Glossar: Abrasive Medien
Betriebstemperatur
Die Betriebstemperatur ist eine entscheidende Auslegungsgröße für viele Einzelkomponenten eines Industrieventilators – vom Antriebsmotor über Lagerstellen bis zur Elektronik. Sie beeinflusst direkt die Lebensdauer, Sicherheit und Effizienz der gesamten Einheit.
Definition
Die Betriebstemperatur beschreibt den zulässigen Temperaturbereich, in dem ein Bauteil oder ein Gerät zuverlässig arbeitet, ohne dass es zu Materialschäden, Funktionseinbußen oder Sicherheitsrisiken kommt.
Sie ist komponentenbezogen – z. B. für Motoren, Lager, Dichtungen oder Sensoren – und darf nicht mit Mediumtemperatur oder Oberflächentemperatur verwechselt werden.
Begriffserklärung
Im Ventilatorbau betrifft die Betriebstemperatur z. B.:
- Motoren: z. B. maximal zulässige Wicklungstemperatur nach Isolationsklasse F oder H
- Lagerstellen: max. Temperatur für Fett / Dichtungen
- Elektrische Komponenten: z. B. Klemmen, Frequenzumrichter
- Sensorik: z. B. Schwingungswächter, Temperaturfühler
- ATEX-Komponenten: Einhaltung der zulässigen Temperaturklasse (z. B. T3 = max. 200 °C)
Formel / Zusammenhang
Keine feste Formel, aber:
Die Betriebstemperatur setzt sich aus eigenerwärmten Temperatur + Umgebungseinflüssen + Wärmeeinleitungzusammen.
Beispiel Motor:
- Umgebungstemperatur: 40 °C
- Eigenerwärmung: +70 °C
- → Betriebstemperatur: ~110 °C an den Wicklungen
→ Zulässig bei Isolationsklasse F (max. 155 °C)
Grenzwerte (praxisnah)
- Asynchronmotoren (Klasse F): max. 155 °C (Wicklung)
- Lagerstellen (geschmiert): max. 100–120 °C
- Elektronik (z. B. FU): meist 0–50 °C Umgebungstemperatur
- Schwingungssensoren: 0–85 °C (modellabhängig)
- Klemmen, Anschlussboxen: max. 60–80 °C Gehäusetemperatur
Achtung: Bei Umgebungstemperaturen über 40 °C muss die zulässige Betriebstemperatur herstellerseitig bestätigt werden!
Anwendungsbereiche
Betriebstemperaturen sind besonders wichtig bei:
- Ventilatoren in Heißluftanlagen (z. B. Trockenanlagen, Feuerungsanlagen)
- ATEX-Zonen mit Temperaturklassen
- Elektrisch sensiblen Aufbauten mit Frequenzumrichtern
- Dauerbetrieb mit hoher thermischer Last
- Eingeschränkter Luftzirkulation im Aufstellraum
Praxisbeispiel mit ZENNER Ventilatoren
In unserer täglichen Praxis bei Zenner wird die Betriebstemperatur jeder Komponente individuell bewertet – denn es reicht nicht, nur die Mediumtemperatur zu kennen.
Beispiel:
Ein Industrieventilator mit 150 °C Mediumtemperatur wird mechanisch auf 230 °C ausgelegt. Die Lagerstellen werden aktiv gekühlt, der Motor sitzt über eine Kühlscheibe entkoppelt vom Heißbereich. So bleibt die Betriebstemperatur des Motors unter 100 °C, obwohl im Inneren deutlich höhere Temperaturen herrschen.
In Kombination mit der Oberflächentemperatur ergibt sich ein vollständiges Temperaturbild, das für Planung, Sicherheit und Ausführung maßgeblich ist.